Plan B – Was mache ich, wenn ich’s nicht schaffe

Medizinische Universitäten ohne MedAT-­Test

Alternativen in Österreich

Salzburg

Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man versuchen, an der Paracelsus‐Universität in Salzburg einen Studienplatz zu erhalten. Die Studiengebühren betragen dort derzeit pro Jahr 14.200 €. Ein Ableger der Universität gibt es auch in Nürnberg.

Grundlage des Medizinstudiums in Salzburg ist ein Ausbildungsvertrag, der mit der Universität geschlossen wird. Das Medizinstudium ist ebenfalls ein Diplomstudiengang, dauert aber nur 10 Semester statt 12.

Das Bewerbungsverfahren ist dreiteilig und ist im Prinzip eine Bewerbung bei einem Unternehmen. Außerdem muss eine Bearbeitungsgebühr bezahlt werden. Zunächst schickt man seine Bewerbungsunterlagen mit Zeugnissen, Lebenslauf und Motivationsschreiben an die Universität.

Verlangt wird auch ein Nachweis über ein mindestens vierwöchiges Volontariat im medizinischen Bereich. Die Bewerbung erfolgt über ein Onlineformular.

Anhand der Bewerbungsunterlagen wird entschieden, ob der Bewerber zum Aufnahmetest zugelassen wird. Ein Rechtsanspruch besteht nicht. Der Aufnahmetest findet an der Paracelsusuniversität in Salzburg statt und dauert etwa fünf Stunden. Geprüft werden die Bereiche Intelligenz, Lernfähigkeit, Arbeitshaltung, Persönlichkeit, Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) und Englisch.

Die 150 besten Testabsolventen werden schließlich zu einem Auswahlgespräch eingeladen.

 

Alternativen in Deutschland

Als Alternative zum Medizinstudium in Österreich ist es natürlich naheliegend, an Deutschland zu denken. Prinzipiell genügt die Matura, um ein Medizinstudium in Deutschland absolvieren zu können. Etwas komplizierter ist es jedoch, einen Studienplatz zu bekommen.

Die Zulassung zum Medizinstudium in Deutschland wird durch die Stiftung für Hochschulzulassung über eine bundesweite Zulassungsbeschränkung, den Numerus clausus, geregelt. Auf der Internetpräsenz findest du auch die Bewerbungsvorraussetzungen für Ausländische Staatsbürger mit dem weiteren Prozedere.

Im Prinzip ist man mit deutschen Staatsbürgern gleichgestellt. Der Notendurchschnitt lag in den vergangenen Jahren immer deutlich unter 2,0 (um ohne Wartezeit einen Platz zu bekommen, war meist ein Schnitt um 1,0 -­‐ 1,2 nötig, in Einzelfällen auch 1,3). Daher lohnt sich die Bewerbung auf ein Medizinstudium nur mit einem sehr guten Maturaschnitt, möchte man nicht unnötig viele Wartesemester in Kauf nehmen.

Ein Fünftel der verfügbaren Medizinplätze werden an die Abiturbesten vergeben, weitere 20 % der Plätze werden an jene vergeben, die die größte Anzahl an Wartesemestern vorweisen können. Im Allgemeinen muss man realistischerweise von 12 – 14 Wartesemestern ausgehen.

Den Rest der Studienplätze, gut über die Hälfte, können die Universitäten selbst vergeben. Hier gibt es von Universität zu Universität unterschiedliche Zulassungsbeschränkungen, wie Medizinertests und Vorstellungsgespräche. Viele Universitäten rechnen es dem Bewerber in unterschiedlichem Maße an, wenn er schon einen Dienst, ein (längeres) Praktikum, ein freiwilliges soziales Jahr oder eine Ausbildung im medizinnahen Bereich absolviert hat. Allerdings zählt auch im universitätsspezifischen Auswahlverfahren die Note der Hochschulzugangsberechtigung mindestens 51%. Eine Gesamtnote von schlechter als 2,7 lässt sich also auch über diese Quote praktisch nicht ausgleichen, zumal viele Universitäten Bewerber mit einem Schnitt unter 2,5 ohnehin nicht aufnehmen und andere Universitäten die „Verbesserung“ der Note durch Anrechnungen bei einer Notenstufe deckeln, also beispielsweise von 2,7 auf 1,7. Eine realistische Chance hat man aber nur, wenn es gelingt, die Zeugnisnote mit Hilfe der Anrechnungen auf ein Notenäquivalent von 1,0 – 1,2 zu verbessern, man also wieder in den NC-­Bereich der Abiturbesten kommt.

Die Regelstudienzeit für das Medizinstudium in Deutschland beträgt zwölf Semester und drei Monate, also etwas über sechs Jahre. Das Studium ist in zwei Abschnitte geteilt. In den ersten vier Semestern geht es in der Vorklinik darum, die Grundfunktion des menschlichen Körpers zu verstehen. Dieser Bereich wird mit der ersten Prüfung, dem Physikum, abgeschlossen. Mittlerweile stellen jedoch immer mehr Universitäten auf einen Modellstudiengang um.

Im Anschluss daran folgt der klinische Teil. Hierbei verlagert sich die Lehre immer mehr in die praktische Anwendung. Am Ende dieses Bereiches stehen ein praktisches Jahr von 48 Wochen und die große Abschlussprüfung, das “Hammer‐Examen”. Nach Bestehen dieser Prüfung kann die Approbation bei den zuständigen staatlichen Stellen beantragt werden.

 

Humanmedizin an der Universität Witten/Herdecke

Eine vom NC unabhängige Alternative in Deutschland bietet die private Universität in Witten/Herdecke. Allerdings wird als Zugangvoraussetzung ein 6-­monatiges Pflegepraktikum im Vorfeld verlangt. Weitere Informationen über die Universität Witten/Herdecke findest du hier.

 

Alternativen in der Schweiz

Eine echte Alternative für MedAT-Flüchtlinge ist die Schweiz leider nicht, denn im Mutterland des EMS (Eignungstest für medizinische Studiengänge; ursprünglicher Aufnahmetest in Wien und Innsbruck) werden an allen medizinischen Universitäten EMS abgehalten.

 

Deutschsprachige Alternativen außerhalb des deutschsprachigen Raums

Semmelweiß Universität -­ Budapest

An der altehrwürdigen Semmelweiß-­Universität besteht seit 1983 die Möglichkeit, Medizin auch in deutscher Sprache zu studieren. Das Studium der Vorklinik können deutsche Studenten nämlich in ihrer Muttersprache absolvieren. Erst ab dem dritten Studienjahr werden Ungarischkenntnisse vorausgesetzt, denn von da an treten die Studenten in Kontakt mit Patienten der Lehrkrankenhäuser. Der Ungarischunterricht ist in das Medizincurriculum integriert.

Außerdem kann der vorklinische Abschnitt auch in englischer Sprache absolviert werden. Mit 30 % ist der Ausländeranteil unter den rund 4.000 Studenten der Fakultäten Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie entsprechend hoch. Im Fach Medizin werden pro Jahr maximal 150 Studenten aufgenommen. Allerdings sind in Budapest sehr hohe Studiengebühren fällig: In den ersten 4 Semestern fallen 6700€ pro Semester an, dazu kommen je 200€ für Bewerbung und Immatrikulation. Vom 5. bis zum 12. Semester sind je 5900€ pro Semester fällig. Dafür sind die Lebenshaltungskosten besonders für einheimische Produkte recht niedrig.

Über die Zulassung an ungarischen Universitäten, wird individuell anhand der Maturanote, der Zusammensetzung der Maturafächer (wobei Naturwissenschaften vorteilhaft sind) und von Vorkenntnissen (Rettungsdienst, Krankenhauspraktika) entschieden.

 

Universität Pécs

Etwa 170 ungarische Medizinstudenten und 25 Zahnmedizinstudenten beginnen jährlich ihr Studium an der medizinischen Fakultät der Universität Pécs, der fünftgrößten Stadt Ungarns. Darüber hinaus beginnen jeweils 200 Erstsemestrige den Medizinstudiengang in englischer Sprache sowie in deutscher Sprache. Auf der Website gibt es Informationen zur Bewerbung: Es gibt keinen Aufnahmetest, die Bewerber werden nur anhand der eingesandten Unterlagen beurteilt. Der Schwerpunkt liegt vor allem bei den Leistungen im naturwissenschaftlichen Bereich.

Ganz billig ist das Studieren allerdings nicht: Neben einer Bewerbungsgebühr von 200,-­ Euro, fallen noch eine Immatrikulationsgebühr von ebenfalls 200 Euro sowie Studiengebühren von 6600,-­ Euro pro Semester an.

 

Universität Szeged

Eine weitere Alternative ist die Medizinische Universität Szeged in Ungarn nahe der serbischen Grenze. Günstig ist das Studium auch hier nicht. Die Gebühren betragen pro Semester ebenfalls 6600€ , die Bewerbung kostet 200€, die Immatrikulation 220€.

Für die Bewerbung müssen das Reifezeugnis, ein Lebenslauf, ein Gesundheitszeugnis und Nachweise über mögliche Aktivitäten im medizinnahen Bereich eingeschickt werden. Beim Auswahlverfahren wird großes Gewicht auf die naturwissenschaftlichen Fächer gelegt. Bemerkenswerterweise wird in der Informationsbroschüre extra darauf hingewiesen, dass Bewerber, die von Studenten oder ehemaligen Studenten der Universität Szeged empfohlen werden, einen Bonus bekommen.

Informationen über alle Universitäten, an denen man in Ungarn Medizin studieren kann, gibt es hier.

Karls‐Universität, Prag

Ebenfalls eine Alternative ist ein Studium an der Medizinischen Fakultät der Karls-­Universität in Tschechien. Dort besteht die Möglichkeit, Medizin in englischer Sprache zu studieren. Jedes Jahr stehen für Studienanfänger aus dem Ausland 45 Plätze für Humanmedizin zur Verfügung.

Wie in Ungarn beginnt ab dem dritten Studienjahr der Patientenkontakt. Deshalb ist Teilnahme an Tschechisch-­Kursen in den ersten beiden Jahren Pflicht. Zugangsvoraussetzungen: Matura, das Bestehen einer Aufnahmeprüfung in den naturwissenschaftlichen Fächern und Mathematik sowie ein Interview. Die Kosten betragen knapp 12000€ pro Studienjahr.

 

Beliebte alternative Studienrichtungen

Anbei findest du eine unvollständige Liste möglicher (medizinstudiumrelevanter) Alternativstudiengänge, die du in einem Wartejahr belegen kannst. Jede von uns aufgezählte Studienrichtung beinhaltet zumindest zum Teil relevante Aspekte, die im Medizinstudium behandelt und geprüft werden.

Sei dir im Klaren, dass du nicht der erste “MedAT-­Flüchtling” sein wirst und sich manche Unis auf den Ansturm dieser Studenten vorbereitet haben. Informiere dich also rechtzeitig über die Aufnahmebedingungen der Fakultät und über das Curriculum.

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