Stammzellforschung: Neue Gesellschaft gegründet

Foto: IMBA. Das ASSCR Gründungskomittee v.l.n.r.: Johann Bauer, Georg Dechant, Frank Edenhofer, Elly Tanaka, Markus Hengstschläger, Dirk Strunk, Peter Valent, Jürgen Knoblich, Katharina Günther

Der Sitz der neu gegründeten Gesellschaft ist in Innsbruck, ihr Vorsitzender der Stammzellforscher Frank Edenhofer. Eines der Ziele ist es, Grundlagenforscher und klinische Experten besser zu vernetzen, um Fortschritte in der Forschung konkret medizinisch anzuwenden.

Redaktion: Sophie Niedenzu

Die Stammzellforschung hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht: Statt Stammzellen aus Blastozysten arbeiten die Forscher derzeit viel mit induzierten pluripotenten Stammzellen, also reprogrammierten Körperzellen. Diese Entwicklung mit künstlich erzeugten Stammzellen hat nicht zuletzt mit der Forschung rund um den Molekularbiologen Jürgen Knoblich vom Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (IMBA) in Österreich für Aufsehen gesorgt: gemeinsam mit seinem Team hat er dreidimensionale Gehirnmodelle im Labor gezüchtet. Wie nextdoc berichtete, arbeitet das IMBA stark mit der Medizinische Universität Wien zusammen, um frühkindliche Epilepsie mit Hilfe dieser Organoide besser zu erforschen. “Gerade in diesen spannenden Zeiten braucht es Synergien zwischen Grundlagenforschern und klinischen Experten“, sagt Knoblich, Vizedirektor des IMBA.

Austausch, Impulsgebung und Kritik

Er ist nun auch seit kurzem Mitglied des Gründungskomitees für eine neue nationale Vernetzung im Bereich der Stammzellforschung: Um den Austausch zwischen Wissenschaftlern, Patienten, Ärzten aber auch unter Einbezug von Politikern, Meinungsbildner oder Lehrenden zu fördern, hat das IMBA nämlich die Österreichische Gesellschaft für Stammzellforschung gegründet (Austrian Society for Stem Cell Research, ASSCR). Der Sitz der neuen Gesellschaft ist in Innsbruck, ihr erster Präsident ist der Innsbrucker Stammzellforscher Frank Edenhofer. “Die Gründung der Gesellschaft kommt noch zur rechten Zeit, um die Revolution in der Biomedizin mitzugestalten”, sagt Edenhofer. Ziel sei es auch, Themen wie Bioethik offen anzusprechen und Interessierte darüber zu informieren, was Stammzellen leisten – und was nicht. So sei es möglich, in Österreich eine offene und konstruktive Atmosphäre zu Austausch, Impulsgebung und Kritik zu schaffen, sagt er in einer entsprechenden Presseaussendung.

Konkrete medizinische Anwendung

Stammzellen und die Forschung mit ihnen führt regelmäßig zu ethischen Debatten. Während europäische Medien dazu neigen, die entsprechende Berichterstattung mit einem späten Entwicklungsstadium des Embryos zu bebildern, werden in den US-amerikanischen Medien meist Blastozysten gezeigt, also ein frühes Stadium der Embryogenese. Das zeigt symbolisch, welche unterschiedlichen Zugänge es gibt und welche ethischen Bedenken vorherrschen. Neben Edenhofer und Knoblich sind auch Markus Hengstschläger, Leiter des Instituts für Medizinische Genetik der MedUni Wien, der Krebsforscher Peter Valent von der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien, Senior Scientis Elly Tanaka vom Institut für molekulare Pathologie (IMP) und Johann Bauer, Leiter der Universitätsklinik für Dermatologie des Uniklinikums Salzburg, Mitglieder des Gründungskomitees. „Am Ende des Tages ist unser aller gemeinsames Ziel natürlich, die Fortschritte der Stammzellforschung in konkrete medizinische Anwendungen weiterzuentwickeln, die den Menschen zu Gute kommen“, sagt Bauer. Er hat im Bereich der Epidermolysis Bullosa erfolgreich geforscht: Einem so genannten „Schmetterlingskind“ konnten gesunde, aus eigenen, genmodifizierten Stammzellen gezüchtete Haut großflächig transplantiert werden. (Sophie Niedenzu, 26.3.2018)

 

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